Was ist ein Stakeholder?

1. Einleitung

Stakeholder beeinflussen die Entscheidungen von Unternehmen und verantworten Erfolg oder Nicht-Erfolg eines Projekts. Bei ihnen handelt es sich um alle Personen, die auf verschiedene Weise Interesse an einem Unternehmen bzw. deren Produkte und Dienstleistungen haben. Das können direkte Stakeholder (Geschäftsführende, Eigentümer*innen, Mitarbeitende) oder indirekte Stakeholder sein (Kundschaft, Konkurrenz). Der Begriff „Stakeholder“ wird ins Deutsche als „Interessengruppe“ oder „Anspruchsgruppe“ übersetzt. 

Unternehmen müssen alle Arten von Stakeholdern identifizieren und analysieren. Jeder Interessengruppe wird ein Stakeholder-Value zugeschrieben, auf dessen Grundlage ein Stakeholder-Ansatz entwickelt wird. Der Stakeholder-Ansatz und dessen Management sind elementare Bestandteile des Requirement Engineerings.

2. Definition „Stakeholder“

Bei Stakeholdern handelt es sich um alle Personen, Personengruppen oder Organisationen, die Interesse bzw. Erwartungen an einem Unternehmen oder dessen Projekten haben. Die Interessen oder Erwartungen können finanziell, wirtschaftlich oder ideell sein. Stakeholder sind entweder aktiv an den Projektverläufen beteiligt oder nehmen indirekt Einfluss auf den Prozess. 

Jede dieser Interessengruppen besitzt eigene Anforderungen und Erwartungen, die es für ein Unternehmen zu identifizieren und zu managen gilt. Dabei spielt es für ein erfolgreiches Stakeholder Management keine Rolle, worin diese Erwartungen begründet liegen – wichtig ist, dass sie berücksichtigt werden. Die einzelnen Interessen und Erwartungen können einander widersprechen und miteinander konkurrieren. Auch können sie sich innerhalb eines Projektverlaufs ändern. 

Im Wesentlichen werden die Interessengruppen in interne Stakeholder und externe Stakeholder unterschieden:

2.1 Interne Stakeholder

Interne Stakeholder bezeichnet all diejenigen Interessengruppen, die direkten Einfluss auf das Projekt haben. Sie arbeiten an dem Projekt mit oder sind innerhalb des Unternehmens beschäftigt. Dementsprechend sind sie am Erfolg eines Projekts interessiert, wobei die einzelnen Interessengruppen unterschiedliche Ziele verfolgen können:

  • Die Mitarbeiterschaft eines Unternehmens kann zum Beispiel auf eine sinnvolle, erfüllende Beschäftigung, einen sicheren Arbeitsplatz mit gutem Gehalt und mögliche Weiterbildungen abzielen.
  • Das Management eines Unternehmens verfolgt zum Beispiel hohen Umsatz und Gewinne für das Unternehmen, Anerkennung sowie die Möglichkeit, frei über weitere Projekte zu entscheiden.
  • Eigentümer oder Anteilseigner können Kapitalvermehrung und Einfluss auf die Projektentwicklung zum Ziel haben.

2.2 Externe Stakeholder

Externe Stakeholder sind üblicherweise kein Teil des Unternehmens und sind indirekt an der Projektentwicklung beteiligt. Sie haben andere Ansprüche als interne Stakeholder und die Interessen können stark variieren:

  • Die Kundschaft hat konkrete Erwartungen an das Angebot, wie zum Beispiel Produktverbesserungen, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis oder zuverlässiger Service.
  • Konkurrenzunternehmen wollen zum Beispiel einen fairen Wettbewerb oder gegebenenfalls Kooperationen eingehen. 
  • Banken bzw. Fremdkapitalgeber zielen auf eine sichere Kapitalanlage ab und wollen das eigene Vermögen vergrößern.
  • Die Lieferanten streben eine verlässliche Zusammenarbeit an.
  • Auch Staat und Öffentlichkeit können Erwartungen an Unternehmen haben. So zum Beispiel sollen Gesetze und Rahmenbestimmungen eingehalten werden. Andere Interessen können Spenden, politische Positionierung oder Schaffung von Arbeitsplätzen sein.
  • Vereine und Organisationen wie zum Beispiel Umweltschützer können Erwartungen an Unternehmen haben. So sollen Produkte umweltfreundlich und nachhaltig produziert werden.

3. Stakeholder-Ansatz

Der Stakeholder-Ansatz (auch Stakeholder-Konzept) ist die Strategie, mit der Stakeholder gemanagt werden. Grundlegendes Ziel des Unternehmens ist es, herauszufinden, welche Personen und Personengruppen Erwartungen an ein Projekt haben, wie diese aussehen und wie damit umgegangen werden muss. Der Stakeholder-Ansatz umfasst alle Handlungen des Unternehmens, bei denen Stakeholder und deren Interessen identifiziert, bewertet und erfüllt werden.

Dabei wird jeder Interessengruppe ein unterschiedlicher Stakeholder Value zugeschrieben. Der bezeichnet den Wert, den ein Stakeholder für den Erfolg eines Projekts hat. Wünscht sich zum Beispiel die Kundschaft spezifische, neue Eigenschaften für ein Produkt, hat dies einen hohen Wert für das Projekt, da sich die Umsetzung dieses Wunsches wahrscheinlich positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Produkts auswirkt.

Sind alle Interessengruppen und deren Anforderungen definiert, muss das Stakeholder Management konkrete Ziele festschreiben. Oftmals sind nicht alle Wünsche der Stakeholder erfüllbar bzw. nicht miteinander vereinbar. Das Stakeholder Management muss entscheiden, welche Ziele verfolgt werden sollen. Weiterhin gehören auch die Erstellung von Kommunikationsplänen, Planung des Marketings oder das Risikomanagement dazu. Letzteres ist notwendig, um zu ermitteln, welche Gefahren für ein Unternehmen von Stakeholder mit konträren Interessen oder bei Nicht-Erfüllung von Interessen bestehen. 

4. Stakeholder vs. Shareholder

Bei Shareholdern handelt es sich um Anteilseigner eines Unternehmens. In ihrem Interesse liegt der finanzielle Erfolg von Projekten. Shareholder haben Einfluss auf Unternehmensentscheidungen, zum Beispiel via Aktionärsversammlungen. Stakeholder dagegen beschreibt alle Personengruppen, die das Unternehmen beeinflussen, aber keine Anteile am Unternehmen haben oder Interesse an dessen Erfolg haben müssen.

Die Alternative zum Stakeholder-Ansatz ist der Shareholder-Ansatz, der sich nach den Interessen und Wünschen der Shareholder ausrichtet. Dabei versucht das Management des Unternehmens, Umsatz und Gewinn zu erhöhen, wovon die Shareholder profitieren.

5. Fazit

Die Interessen und Erwartungen von Stakeholdern können stark variieren. Unternehmen sind meist nicht fähig, allen Interessengruppen gerecht zu werden und stehen vor der Aufgabe, auf Basis der wichtigsten Interessen, Projektziele zu definieren. Außerdem müssen Gefahren und Risiken erfasst werden. Mit diesem Prozess steht und fällt der Erfolg eines Projekts.

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