Was ist HL7?

Krankenhäuser, Arztpraxen, Reha-Zentren und Co – in allen Gesundheitseinrichtungen findet zunehmend eine Digitalisierung statt. Um gleichzeitig auch vernetztes Arbeiten zu ermöglichen, müssen regelmäßig Daten und Dokumente zwischen verschiedenen Gesundheitseinrichtungen und unterschiedlichen Computersystemen transferiert werden. Möglich machen das digitale Kommunikationsstandards, wie jene von HL7. Was aber ist HL7 genau, wozu wird es eingesetzt und was ist HL7V2? Wir haben alle Antworten!

1. Digitale Standards für das Gesundheitswesen

HL7 entwickelt internationale Standards, die für den elektronischen Austausch von Daten zwischen dem Gesundheitswesen und Computersystemen entwickelt wurden. Damit können auch zwischen unterschiedlichen IT-Systemen medizinische Daten transferiert werden.

Aber wie werden die Daten transportiert und ist HL7 ein Protokoll? Mit den verschiedenen HL7 Standards können Daten auf unterschiedliche Arten übermittelt werden.

2. Wofür steht HL7?

Die Abkürzung HL7 steht für Health Level Seven. Die Zahl bezieht sich auf die siebte und damit höchste Schicht des Kommunikationsmodells der International Organization for Standardization (ISO). Dieses Modell ermöglicht Open Systems Interconnection (OSI) für Netzwerkprotokolle. Die siebte Schicht stellt Funktionen für die Kommunikation auf Anwendungsebene zur Verfügung.

3. Wozu dient HL7?

Standards, wie diese von HL7, haben die Kommunikation zwischen IT-Systemen des Gesundheitssektors wesentlich vereinfacht und übernehmen dank des stetigen Ausbaus an eHealth-Produkten und der mobilen Kommunikation via Apps eine immer tragendere Rolle.

Standards von HL7 dienen nicht nur dem Datentransfer innerhalb einer Einrichtung, sondern auch sektorübergreifend zwischen verschiedenen Institutionen des Gesundheitswesens, sodass für alle untereinander kommunizierenden Anwendungen eine gemeinsame Basis bezüglich der Kommunikationsstandards verwendet werden kann.

Das ermöglicht zum Beispiel eine Standardisierung der Administration von Patientendaten, der Übermittlung von Befunden, aber auch des Materialmanagements und der Ressourcenplanung.

4. Welche Ziele hat HL7?

HL7 bringt eine große Vereinfachung im elektronischen Datenaustausch zwischen verschiedenen Computersystemen im Gesundheitssystem, indem standardisierte Formate und Protokolle zur Verfügung gestellt werden.

HL7 verfolgt mehrere Ziele:

  • Vereinfachung der Umsetzung medizinischer Prozesse zwischen allen involvierten Systemen
  • Standardisierung und Vereinheitlichung der auszutauschenden Inhalte
  • Vereinheitlichung der Schnittstellen und Reduzierung der Anzahl an Schnittstellen
  • Interoperabilität zwischen verschiedenen Betreiber*innen
  • Semantische Interoperabilität
  • Reduzierung des Aufwands bei der Implementierung der Schnittstellen
  • Steigerung der Effizienz von Kommunikationsabläufen zwischen Systemen
  • Erhöhung der Versorgungsqualität der Patient*innen

5. Ursprung von HL7

Als HL7 werden oftmals die unterschiedlichen Kommunikationsstandards bezeichnet (eigentlich nicht ganz korrekt), sondern HL7 bezeichnet primär die Organisation, die diesen Standard entwickelt hat. HL7 ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in den USA, die bereits in den späten 1980er Jahren gegründet wurde. Mittlerweile gibt es in 22 europäischen Ländern nationale Vertretungen von HL7, sogenannte Affiliates, darunter auch in Österreich. Diese Affiliates sorgen für die Umsetzung und Förderung der Verbreitung von HL7 im entsprechenden Land und passen die HL7 Versionen an die landesspezifischen Anforderungen an. 

6. Welche HL7 Standards gibt es?

Von HL7 gibt es bereits mehrere Versionen. Zu den wichtigsten zählen:

  • HL7 Version 2.X
    Diese Version wird hauptsächlich in Krankenhäusern verwendet und insbesondere für die interne Kommunikation genutzt. Beispielsweise, um Laborergebnisse automatisiert vom Labor auf den PC des behandelnden Klinikpersonals zu transferieren. Neben der Übermittlung von Laborergebnissen wird die HL7 Version 2.X auch für Leistungsdaten und Patientendaten eingesetzt.
  • HL7 Version 3
    Version 3 ermöglicht einen Nachrichtenaustausch zwischen allen Einrichtungen des Gesundheitssystems und funktioniert somit sektorenübergreifend. Das System basiert auf XML (Extensible Markup Language), wodurch Daten als Textdatei auch hierarchisch strukturiert dargestellt werden können.
  • CDA
    Der Kommunikationsstandard CDA (Clinical Document Architecture) gehört zur Version 3 von HL7 und basiert ebenfalls auf XML. Mit CDA kann eine Vielzahl an klinischen Dokumenten/Befundenausgetauscht und gespeichert werden. CDA-Dokumente bieten sowohl einen standardisierten Header mit Angaben zum Dokument, als auch einen Body, der die eigentlichen klinischen Inhalte enthält.
  • FHIR
    FHIR (Fast Healthcare Interoperability Resources) ist der neueste Standard von HL7 und standardisiert, ähnlich wie HL7V2, die Kommunikation im Gesundheitswesen. FHIR geht jedoch über diese Funktion hinaus und unterstützt auch andere Optionen zur Erleichterung des Datenaustauschs zwischen verschiedenen Systemen. Neben der Definition von Dateninhalten (Resources) ist auch die Übertragungsart mittels RESTful Services definiert.

7. HL7 der Zukunft

Kommunikationsstandards im Gesundheitswesen ermöglichen bereits heute einen sehr schnellen Austausch von medizinischen Daten, wodurch rascher mit der adäquaten medizinischen Versorgung reagiert werden kann. Durch Standards wie HL7 spielen die Faktoren Ort und Zeit im Gesundheitssystem keine große Rolle mehr: Gesundheitseinrichtungen können zeit- und ortsunabhängig untereinander medizinische Inhalte transferieren.

In Zukunft wird vor allem die mobile Kommunikation zunehmend auch Einfluss auf HL7 Standards nehmen. Die HL7 Version FHIR unterstützt bereits mobile Architekturen. Damit wird auch der zunehmenden Verwendung von Tablets und Apps im Gesundheitswesen anstelle vom Stand-PC Sorge getragen.

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen und wird noch viele neue eHealth-Produkte hervorbringen. Das eRezept und eTermine sind dabei erst der Anfang. Ziel eines digitalen Gesundheitswesens wird dabei sein, dass die Daten aller relevanten Dienste rasch und standardisiert ausgetauscht werden können. FHIR wird somit nicht die letzte Version sein, die HL7 entwickelt hat.

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Quellen:

  1. https://www.hl7.org/, Health Level Seven International
  2. https://hl7.de/, HL7 Deutschland e. V.
  3. https://hl7.at/, HL7-Anwendergruppe Österreich
  4. https://www.d-velop.de/blog/branchenprozesse/die-bedeutung-des-hl7-standards, d.velop AG
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